grillmoebel
Analytisches Prosa Nichtprosa Musiknerdtum Kommentare zum Zeitgeschehen wiederkehrende Rubriken Fragmente Meta Blogroll (alt)

01 Jan 2018
10 Textstellen, die Ihr Leben für immer verändern werden

Genau genommen verändert alles, aber auch alles, was passiert, Ihr Leben für immer, aber halten wir uns nicht mit berechtigter Pedanterie auf, sondern lassen tatsächlich einmal andere reden:

ZB Guy Debord, der bereits Jahrzehnte vor Grillmöbel richtigerweise schreibt:
“Die Wirtschaftsgeschichte, deren ganze Entwicklung durch den Gegenstand Stadt-Land geprägt ist, hat eine Erfolgsstufe erreicht, die die beiden Seiten gleichzeitig vernichtet.”

Dann Freerk Huisken über Erziehung: “Der Schwanz wedelt immer auch mit dem Hund.”

Wem das zu abstrakt ist, hilft vielleicht ein Zitat zu einem Thema, das näher am Menschlichen ist. So schrieb die etwas wirre, aber durchaus sehr lustige Luise Rinser 1979 übers Liebesspiel:
“Ich legte meine Hand auf die seine und meinen Blick in den seinen. Das war viel für uns. Von mir aus gesehen wars pure Verführungslust. Er bat mich, mit ihm nach Hause zu gehen. Ich tat es. Was erwartete ich? Irgend etwas unerhört Neues auf jeden Fall. Eine große Erfahrung. Das Öffnen eines dunklen Tores zum Geheimnis des Geschlechts. Etwas dieser Art.
Aber dann geschah nichts. Wir redeten über Pädagogik.”

Captain Beefheart meint dazu: “God, please fuck my mind for good Making love to a vampire with a monkey on my knee.”

Abschließend hat mich 2017 mit am meisten zum Lachen gebracht, wie Robert Merle in “die geschützten Männer” sexistische Werbung parodiert: “Zeichen einer neuen Zeit, ausschließlich Männer… schön, muskulös, behaart. Reklame für ein Luxusbadezimmer […]: ein brünetter, gutaussehender Mann sitzt auf dem Rand einer blauen Badewanne, so gut wie nackt, ein schmales Handtuch über die Scham geworfen, aber so, dass man Form und Umfang erraten kann. Seine vertraueneinflößende Haltung und die freundschaftlichen Augen erwecken den Eindruck, dass dieser kräftige Erzeuger beim Kauf einer Badewanne gratis mitgeliefert wird. Einige Seiten weiter ein Blonder, ebenfalls nackt, doch kehrt er dem Betrachter dezent ein muskulöses Gesäß und eine behaarte Achselhöhle zu, um zu versichern, dass das Deodorant, welches er benutzt, ihm zu schwitzen erlaubt, ohne irgend jemand zu belästigen. Und hier […] auf einer ganzen Seite ein eindrucksvolles Sortiment deutscher Hosenlatze, in Großaufnahme mit Inhalt. Als Hinweis in der Mitte der historische deutsche Latz, wie man ihn auf Gemälden des 16. Jahrhunderts sehen kann - in Deutschland natürlich, wie der Text belehrt, aber auch in Flandern und in Frankreich unter Karl IX.; diese gelehrten Erläuterungen verleihen der Rückkehr dieser “charmanten Mode” (sic) die nötige Würde. Allerdings hat man den Latz unserer Epoche angepasst. Also keine schwierigen Verschnürungen mehr, sondern ein unter kleidsamer Stickerei versteckter Reißverschluss. Zwei Varianten: der Latz aus gleichem Stoff und in gleicher Farbe wie die engansitzende Hose. Oder der Latz aus anderem Stoff, was “die Wölbung unterstreicht” (sic). Die Raffinierten bevorzugen vielleicht die “Vornehmheit” (sic) des Latzes aus anderem Stoff, der auf den Farbton der Hose abgestimmt ist. An alles war gedacht, in der untersten Ecke sogar an den schaumgummiverstärkten Latz, dessen aufgebesserte Innenseite durch eine diskrete Skizze veranschaulicht wird und dessen “sehr starke Wölbung” den Schüchternen Selbstvertrauen verleihen soll. Ach, allein schon beim Anblick dieser Reklame schwindet meine letzte Illusion: das andere Geschlecht ist das herrschende Geschlecht.”

Manche mögen fragen, was für ein Typ sich sowas ausdenkt, ich finde es schlicht genial.
Und das wars auch schon wieder mit den Gastbeiträgen bekannter Schreiberlinge.

Analytisches Prosa Nichtprosa Musiknerdtum Kommentare zum Zeitgeschehen wiederkehrende Rubriken Fragmente Meta Blogroll (alt)