grillmoebel
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10 Apr 2016
Endlich wieder Europaweltmeisterschaft!

Im Grunde sollte man nach einer langen Pause einfach munter weiterposten, als wäre nichts gewesen. Faktisch war ja auch nichts, aber ironischerweise scheint gerade die Abwesenheit von etwas mitunter eine Rechtfertigung zu verlangen und solange ich darüber nicht erhaben bin, will ich auch thematisieren, was sich da abspielt. Es beginnt zB mit einer Hochphase, wo also sehr viele Posts in kurzer Zeit folgen, sei es durch ein hohes Maß an Inspiration oder weil viel Emoschrott oder Zynismus nunmal irgendwo rausgelassen werden muss. Dann plötzlich nichts mehr, ein, zwei, drei Wochen. Irgendwann nun ein Gefühl, etwas „liefern“ (scheußliches Wort) zu müssen. Halbgare Ideen im Tagestakt, natürlich kommt nie etwas Brauchbares dabei heraus, zumindest nichts auf Grillmöbel-Niveau, höhö. Über einen Aphorismus nicht hinauskommen und selbst den verwerfen. Dann andere Dinge lieber tun wollen. Dann das als Vorwand deuten, nichts zu schreiben. Stimmen, die sagen: „Hast du denn nichts mehr mitzuteilen?“ oder „Kannst du dein Niveau (s.o.) nicht mehr halten?“. Die Art, wie mit allen Autor_innen medial verfahren wird, dringt ins Freizeitbloggertum ein, als würde jetzt ernsthaft eine kritische Community das Gesamtwerk analysieren, einteilen und bewerten. Perfektionismus, Dienstleistungsideologie, kategorisiertes Denken, Erwartungen usf. So viel Mist und nichts davon entspricht dem, was Grillmöbel in klaren Momenten wichtig ist. So mächtig sind sie mal wieder, die beschissenen Strukturen dieser Gesellschaft, die so vieles nicht tolerieren. Texte dürfen nicht völlig sinnlos sein, müssen ein Niveau haben und halten, müssen konsistent sein in Sprache wie Inhalt, regelmäßig erscheinen, gut recherchiert sein, ein möglichst breites Publikum ansprechen; überhaupt müssen sie wie Musik oder ähnliches auf Ziele hin verfasst sein, die weniger mit der verfassenden Person als mit der konsumierenden zu tun haben.
Auch für mich selbst als Erinnerung in schwachen Momenten will ich hier nun ein für allemal festhalten, wie lächerlich das alles ist. Kein Mensch kann verallgemeinern, was gute oder schlechte Kunst (Kunst hier sehr weit gefasst, so weit gar, dass dieser Blog darunter fällt) ist, da es ausschließlich auf der individuellen Ebene passieren kann, dass man berührt wird in welcher Art auch immer. Dass manches von mehr Leuten gemocht wird als anderes, sagt nichts, aber auch garnichts darüber aus, ob es „gut“ ist bzw ob es mich anspricht. Dazu kommt, dass auch hierbei der Gedanke sein sollte: „Ich drücke meine Gedanken und Gefühle durch das Schreiben aus“ und nicht „Ich bin nun Schriftstellerin, Blogger oder Leitartikelschreiberin, also gelten für mich folgende Normen: …“
Es ist bizarr, wie sehr eine solche Denkweise sich sofort aufdrängt, als habe man nichts sehnlicher erwartet, als sein Ich aufzugeben und sich endlich einordnen zu können in die Kategorien dieser Welt. Keine Angst vor Wirrsal!
Nun ist Grillmöbel allerdings tatsächlich ein Blog, der verändern möchte, das heißt, es wird nicht ausschließlich ziellos Innerstes niedergeschrieben. Oder doch? Doch, eigentlich passiert hier genau das.

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